Personal, archives:
an exercise on emotional archaeologies
Eingeladen, mit der Sammlung des Fotografen Marc Vaux zu arbeiten (eine Sammlung von 127.000 Fotografien mit mehr als 5.000 aufgeführten Künstler*innen und 11.000 Kisten mit Glasplattennegativen), ist Euridice Zaituna Kala selbst zum Archiv geworden. Euridice hat diese neue Rolle mit Begeisterung übernommen, indem sie nach vertrauten Figuren aus ihren Erinnerungen und ihrem persönlichen Fundus gesucht hat: Josephine Baker, James Baldwin, ihr Vater Getúlio Mario Kala...
Kalas Glasarbeiten erlauben es ihr, eine quasi-physische Verbindung mit Vaux' Archiv zu entwickeln, indem sie das Material wiederverwendet, das der Fotograf zur Erstellung der Bilder in seiner Sammlung verwendet hat.
Indem Euridice zum Archiv wird, sammelt, sortiert und interpretiert sie Informationen nach ihrem affektiven Wert und nicht nach ihrer historischen Relevanz. Zum Archiv zu werden bedeutet, Macht zurückzugewinnen, indem man Geschichte frei von institutionellen Normen schreibt.
Die Künstlerin wurde von vertrauten Körpern angezogen, die ihren eigenen ähnelten. Euridice reflektierte über die Präsenz dieser Körper auf den Fotografien und ihre Abwesenheit in den Archiven, aus denen monolithische Erzählungen über moderne Kunst konstruiert wurden. Anstatt diese Fotografien in ihrer Ausstellung zu reproduzieren, entschied sich die Künstlerin stattdessen für eine Narration, um die Aufmerksamkeit auf die Körper zu lenken, die in diesen Bildern eingefroren und gerahmt sind - gefangen in den Projektionen und Fantasien Anderer.
Kala interessiert sich auch für abwesende Bilder: jene, die verschwunden sind, jene, die nie von Marc Vaux aufgenommen wurden, jene, die nie gefunden wurden. Wer vermisst diese fehlenden Bilder? Wie sind sie verloren gegangen? Existieren sie irgendwo anders als in den Fotografien von Vaux? Euridice zeigt, dass die Vaux-Sammlung, wie jedes Archiv, durch die Subjektivität ihres Schöpfers und die materiellen Zwänge definiert ist.